Habt Ihr jemals Schnee beim Schmelzen zugesehen? Oder Schnecken beim rennen? Oder Gras beim Wachsen?
Moderne Kameras haben in der Regel eine Zeitraffer-Funktion, mit der sich stundenlange Prozesse auf ein paar Sekunden zusammenstauchen lassen. Aber wie bekommt man dabei auch noch eine Kamerafahrt hin?
Mit einem motorisierten Dolly. Und wo bekommt man den her? Selber bauen. Das ist nicht schwer, geht schnell, und kostet erstaunlich wenig. Ich zeige Euch, wie es geht.
Wir brauchen erst mal irgendeine Basisplatte. Ich hatte noch dieses Ende eines Regalbretts rumliegen. Die meisten anderen Komponenten habe ich direkt in China bei Aliexpress bestellt. Das dauert zwar ewig, bis die Sachen kommen, aber dafür ist alles unglaublich billig. Wir brauchen einen Motorregler, einen sehr langsam laufenden Motor, sowie drei Möbelrollen. Die hier sind aus dem Baumarkt und zusammengenommen das teuerste an diesem Projekt. Außerdem noch einen Batteriehalter für acht AA-Batterien. 8x 1,5v ergibt 12V.
Die verwendeten Materialien:
3 rpm 12v Motor (der langsamere)*: € 2,81
1-Kanal Relais-Modul* (nur Motor): € 0,44
2-Kanal Relais-Modul* (Motor und Auslöser): € 0,83
8-Kanal Relais-Modul* (das ich im Video verwende): € 3,13
Arduino Uno*: € 2,69
Motor-Controller*: € 1,19
Batteriehalter*: € 1,12
Möbelrollen* (8 stück, andere als die, die ich verwendet habe): € 4,51
Das Stativ aus dem Video:
bendy Octopus tripod*: € 1,47
Bei einer der drei Möbelrollen wird die Achse aufgebohrt. Ich stecke das Rad mal probehalber auf den Motor. Der wird an den Controller angeschlossen. Ich musste erst mal rausfinden, was wohin gehört, weil alles auf chinesisch beschriftet ist. Aber in diesem Fall kommt links der Motor und rechts die Eingangsspannung dran.
Läuft. Ist aber noch ganz schön schnell.
Auf der Unterseite der Basisplatte schraube ich in der Mitte der einen Schmalseite eine Lochplatte. Und zwar mit nur einer Schraube, damit sie drehbar bleibt.
Jetzt wird mit reichlich Heißkleber der Motor auf die Lochplatte geklebt.
Auf der anderen Schmalseite kommen in die Ecken die anderen Möbelrollen, so dass sich ein Dreirad ergibt. Indem man die Platte mit dem Motor dreht, lässt sich das Gefährt lenken.
Jetzt befestige ich die einzelnen Teile auf der Grundplatte.
Weil mir der Dolly viel zu schnell lief, habe ich den Motor noch mal durch einen langsameren ausgetauscht.
Jetzt habe ich noch mal zwei Schalter aus der Grabbelkiste gefischt. Der eine ist um die Richtung umzuschalten. Das muss ein 2x Um-Schalter sein. Die Kabel von der Batterie werden in einer Art X angelötet.
Dazu habe sie nicht nur am Ende abisoliert, sondern auch noch zwei Zentimeter vor dem Ende. So muss ich nicht noch Kabel ansetzen.
So soll das am Ende aussehen:
Ein zweiter Schalter ist zu man- und ausschalten.
In der Konstellation habe ich den Dolly benutzt, um mein Intro zu filmen. Ich habe Schaumgummi unter das Stativ gelegt, um die Vibrationen zu dämpfen.
Sicherlich wäre es sinnvoll gewesen, den Dolly auf eine sehr glatte Oberfläche zu setzen, zum Beispiel eine Glasplatte.
Für wirklich lange Zeitraffer-Aufnahmen ist das aber immer noch viel zu schnell. Da müsste sich der Dolly jede Minute nur ein paar Millimeter bewegen. Das kriegen wir hin.
Hier kommt ein Arduino ins Spiel. Das ist ein leicht zu programmierender Controller-Baustein. Außerdem brauchen wir ein Relais-Modul. Das hier hat 8 Relais. Das ist natürlich viel zuviel, aber ich hatte es noch rumliegen. Auch diese Sachen sind in China unglaublich billig, siehe Beschreibung. Ich verbinde jetzt einfach die Pins 6 und 7 des Arduino mit den Eingängen 1 und 2 des Relais-Moduls, Masse mit Masse, und den 5v-Ausgang des Arduino mit VCC.
Damit das funktioniert, sind nur wenige Zeilen Code erforderlich, der einfach per USB in den Arduino geladen wird. Die Zeiten habe ich direkt im Code festgelegt. Allerdings muss man da etwas rumprobieren, weil der Arduino im Timing nicht so präzise ist.