Wie man mit sich selbst im Video interagiert

Ihr wollt euch selbst klonen? Doppelt auftreten? Mit Euch selbst im Video ein Gespräch führen, wie Casey Neistat? Das ist nicht schwer, aber soooo einfach ist es nun auch wieder nicht.

Da ich einen zweisprachigen YouTube-Kanal habe, wollte ich das Trailer-Video gerne in zwei Sprachen machen, und dabei zweimal gleichzeitig auftreten: Einmal deutschsprachig, einmal englischsprachig. Dabei sind mir aber eine Reihe von bösen Anfängerfehlern unterlaufen.

Was wir vorhaben ist, zwei separate Aufnahmen zu einer zusammenzusetzen.

Dazu sollten wir alles auf Manuell stellen und die Kamera nichts alleine entscheiden lassen. Das gilt für den Focus, den wir auf manuell stellen , damit der Autofocus nicht plötzlich in einer Hälfte des Bildes anfängt, am Objektiv zu drehen.

Aber auch bei der Belichtung stellen wir Blende und Verschlusszeit selbst ein, damit die Automatik nicht während des Drehs in einer der Hälften die Helligkeit nachjustiert. Beides ist in meinem Video passiert.

Dann setzen wir die Kamera auf ein Stativ und ziehen alles so fest wie möglich, damit sich zwischen den beiden Aufnahmen nichts auch nur einen Millimeter bewegen kann. Das hat bei mir ausnahmsweise mal geklappt.

Ich wollte ja einmal mit Bart und einmal ohne auftreten. Als erstes habe ich die Variante mit Bart gedreht, einfach weil rasieren sehr viel schneller geht als den Bart wachsen zu lassen.

Ich hatte mir zwar zurechtgelegt, was ich sagen wollte, aber so ganz präzise hatte ich es nicht drauf. Ich habe beim Sprechen Pausen für die Texte des jeweils anderen Ich gelassen, in denen ich in Gedanken durchgegangen bin, was ich mir an der Stelle erwidern würde. Leider habe ich aber viel zu wenig Zeit gelassen, was sich dann später beim Schneiden gerächt hat, aber dazu kommen wir noch.

Also Tipp nr. 2: Timing richtig machen!

Wenn ein Objekt von beiden Klonen bewegt werden soll, wie in meinem Fall der Camera-Dolly, muss derjenige, der zuerst das Objekt bewegt, auch zuerst gedreht werden. Also musste der Bärtige Flux den Dolly ins Spiel bringen.

Danach stand bei mir Rasieren und Umziehen auf dem Plan, und dann habe ich mich an die Zweite Aufnahme gemacht. Der Kamera-Dolly, der von dem Bärtigen Flux erst später im Video auf den Tisch gestellt wird, steht jetzt ja schon in Position, daher musste ich darauf achten, auf keinen Fall dahinter zu geraten, zumindest nicht vor dem Zeitpunkt im Film, an dem der Dolly in Position gestellt wurde.

Wenn alles im Kasten ist, geht es ans Schneiden. Ich habe hier mit Final Cut Pro gearbeitet, aber es sollte eigentlich mit anderen Videoschnittprogrammen ganz ähnlich laufen.

In der Timeline werden beide Hälften übereinander gelegt und das obere Video so maskiert, dass der Dolly und der Bärtige Flux nicht mehr im Bild sind. Dazu habe ich in Final Cut eine Kombination aus Zeichenmaske und Formmaske verwendet, denn je unschärfer die Maske ist desto unauffälliger ist sie auch. Leider hatte ich aber um den Dolly herum nicht genügend Platz. Weil ich die Kamera falsch eingestellt hatte, habe ich die Farben nicht gleich hinbekommen. Daher habe ich mich dazu entschieden, den kompletten Tisch mit zu maskieren.

Jetzt musste ich leider feststellen, dass ich viel zu kurze Pausen gelassen hatte. Also musste ich die Pausen in die Länge ziehen, in dem ich davor und dahinter einen Schnitt setze und die Abspielgeschwindigkeit reduziere. Final Cut hat dazu die Funktion „Tempo Schneiden“. In Maßen eingesetzt, wäre das sicherlich unauffällig gewesen, aber ich musste so viel Zeit schinden, dass es zum Teil leider sehr unnatürlich aussah.

Nachdem der Bärtige Flux den Dolly auf den Tisch gestellt hatte, musste die Maske so verändert werden, dass der Dolly aus der Aufnahme mit dem rasierten Flux zu sehen ist. Dazu setzt man Am Anfang der Bewegung einen Keyframe, bewegt dann die Maske, und setzt an dem Punkt in der Timeline, an dem die Bewegung zu Ende sein soll, noch einen Keyframe. Weil bei mir die Helligkeit durch die Automatik der Kamera aber so unterschiedlich war, sah es blöd aus, die Trennlinie durchs Bild wandern zu lassen, also habe ich die Maske lieber von einem Einzelbild zum nächsten an die neue Position springen lassen.

Leider musste ich hier feststellen, dass der bärtige Flux nach diesem Zeitpunkt einmal hinter dem Dolly mit der Hand wedelt. Also Tipp Nr. 3: Schon beim Dreh darauf achten, wo hinterher maskiert wird.

Mir ist erst während des rasierten Drehs eingefallen, dass ich ja den bärtigen Flux am Ende wegzaubern könnte. Weil der bärtige Flux das aber noch nicht wusste, geht er viel zu früh aus dem Bild, weshalb ich ihn am Ende in der Abspielgeschwindigkeit fast auf null reduzieren musste.

Die Explosion habe ich auf einer Website namens Videezy.com gefunden und über den Bärtigen Flux gelegt. Als Mischmethode habe ich dafür „negativ multiplizieren“ gewählt.